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Mit dem dritten Dissertationspreis der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) werden im Jahr 2023 gleich zwei innovative Arbeiten ausgezeichnet:

  • Dr. Sebastian Köthe: „Guantánamo bezeugen. Aisthetiken von Widerstand und Folter“
  • Dr.in Eliane Kurmann: „Fotogeschichten und Geschichtsbilder. Zur Verwendung historischer Fotografien in Tansania“

Die interdisziplinär zusammengesetzte Jury sichtete insgesamt 12 Bewerbungen – und zeigt sich von der hohen Qualität der eingereichten Dissertationen sehr beeindruckt: „Sie gehen originellen teils gewagten Fragestellung nach, beherrschen souverän ein breites Theorien- und Methodenspektrum, glänzen mit unerwarteten sprachlichen Kenntnissen und Expertise in gesellschaftlichen Nischen.“

 

Nach seinem Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin sowie der HU Berlin wurde Sebastian Köthe 2021 am Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“ der Universität der Künste Berlin mit der Arbeit „Guantánamo bezeugen. Aisthetiken von Widerstand und Folter“ promoviert, 2023 erschienen im Transcript Verlag. Derzeit arbeitet er an seinem Folgeprojekt „Ästhetik des Tröstlichen und der Untröstlichkeit im Angesicht der Shoah“ an der Zürcher Hochschule der Künste.

In ihrer Laudatio hebt Prof.in Dr.in Teresa Pinheiro, die stellvertretende Vorsitzende der KWG, das komplexes Gefilde des Themas hervor: „eine schwierige Quellenlage, die nur zaghaft einen hegemonialen Diskurs zu unterminieren vermag, ein undemokratischer Fleck einer demokratischen Supermacht. Doch Sebastian Köthe verfällt nicht vorschnell in eine ethisch akkusatorische Haltung, sondern erforscht und will verstehen warum demokratische Staaten foltern. Geleitet von diesem Erkenntnisinteresse verbindet er ein solides theoretisches Fundament mit einem umsichtigen close reading der Quellen. Der Verfasser hat damit einen höchst eigenständigen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Ästhetik wie auch zur Geschichte der Folter nach Abschaffung der Folter vorgelegt.“

 

Eliane Kurmann hat das Lizentiatsstudium der Allgemeinen und Schweizerischen Zeitgeschichte an der Universität Fribourg absolviert. Seitdem ist die Bereichsleiterin für wissenschaftliche Inhalt bei Infoclio – dem schweizerischen Fachportal für Geschichtswissenschaft. Nebenbei hat sie ihr (mittlerweile im Campus-Verlag veröffentlichtes) Promotionsprojekt „Fotogeschichten und Geschichtsbilder. Zur Verwendung historischer Fotografien in Tansania“ am Historischen Seminar der Universität Zürich vorbereitet und im Januar 2021 verteidigt.

Die Jury hebt dabei die Arbeit als wichtigen Beitrag zur Debatte über einen angemessenen Umgang mit afrikanischem Kulturgut am konkreten Beispiel des Gebrauchs historischer Fotografie in Tansania hervor. Dabei liefert Eliane Kurmann, wie auch die Laudatio von Prof.in Dr.in Teresa Pinheiro unterstreicht, „eine akribische historische Rekonstruktion des Entstehungszusammenhangs dieser Bilder und begleitet ihre jeweiligen Biographien bis in die Gegenwart. Dabei belässt sie es nicht bei einer mikrohistorischen Objektgeschichte, sondern bezieht auch die langue durée der Rezeptionskontexte und bewegt sich gekonnt zwischen Mediengeschichte und Geschichtspolitik, zwischen solider empirischer Fundierung und hohem theoretischem Reflexionsgrad.

 

Die Preisverleihung konnte im Rahmen der KWG-Mitgliederversammlung während der achten KWG-Jahrestagung an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken stattfinden.

Der Vorstand der KWG gratuliert Dr. Sebastian Köthe und Dr.in Eliane Kurmann herzlich für die Auszeichnung und bedankt sich bei allen Bewerber:innen!