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Sektion: Raum / Kultur

Kurzbeschreibung

Die Sektion Raum / Kultur in der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft möchte die spezifisch kulturwissenschaftlichen Aspekte der Raumforschung untersuchen und den inter- und transdisziplinären Analysen der Bedeutung von Raum für Kultur und von Kultur für Raum ein Forum geben. Die Sektion liefert damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung theoretischer, methodischer und inhaltlicher Ansätze und Fragestellungen eines spezifisch kulturwissenschaftlich verstandenen Raumbegriffes. Zentraler Ansatzpunkt der Sektion Raum / Kultur ist die Prämisse, dass sich Raum und Kultur wechselseitig konstituieren, d.h. dass auf der einen Seite der physische und repräsentierte Raum entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung von Kultur(en) hat und dass auf der anderen Seite kulturelle Gruppierungen den materiellen und imaginierten Raum fundamental prägen. Die Sektion strebt damit einen möglichst breiten Austausch über die Position und die Bedeutung der Kategorie Raum in den Kulturwissenschaften an.

Kontakt

Eric Erbacher (American Studies, WWU Münster): eric.erbacher@wwu.de
Prof. Dr. Volker Kirchberg (Professor für Soziologie der Künste, Institut für Soziologie und Kulturorganisation, Leuphana Universität Lüneburg): kirchberg@uni.leuphana.de
Prof. Dr. Martin Nies (Institut für Sprache, Literatur und Medien der Europa-Universität Flensburg und am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Universität Passau): martin.nies@uni-passau.de

Konzeptpapier

Spätestens mit dem Spatial und dem Topographical Turn ist seit den 1980er Jahren die Kategorie Raum in den Fokus der Geistes- und Sozialwissenschaften und vor allem auch der Kulturwissenschaft gerückt. Seitdem ist Raum nicht nur in den einzelnen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen zu einer zentralen Analysekategorie geworden, sondern auch zu einem Kernthema der Forschung in der deutschsprachigen wie der internationalen Kulturwissenschaft. Die Sektion Raum / Kultur in der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft greift diese Entwicklung auf, um die spezifisch kulturwissenschaftlichen Aspekte der Raumforschung zu untersuchen und der inter- und transdisziplinären Untersuchung der Bedeutung von Raum für Kultur und von Kultur für Raum ein Forum zu geben. Die Sektion möchte damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung theoretischer, methodischer und inhaltlicher Ansätze und Fragestellungen eines spezifisch kulturwissenschaftlich verstandenen Raumbegriffes liefern.

Zentraler Ansatzpunkt der Sektion Raum / Kultur ist die Prämisse, dass sich Raum und Kultur wechselseitig konstituieren, d.h. dass auf der einen Seite der physische und repräsentierte Raum entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung von Kulturen hat und dass auf der anderen Seite kulturelle Gruppierungen den materiellen und imaginierten Raum fundamental prägen. Auf der Basis inter- und transdisziplinärer theoretischer Diskussionen und inhaltlicher Analysen des Feldes Raum / Kultur strebt die Sektion eine möglichst breite Diskussion über die Position und die Bedeutung der Kategorie Raum in den Kulturwissenschaften an. Das schließt selbstverständlich die Untersuchung von sowohl historischen Verhandlungen als auch von gegenwärtigen Prozessen der wechselseitigen Konstitution von Raum und Kultur als komplexe Kategorien in ihrer materiellen und medial vermittelten Dimension ein. Konkrete Schwerpunkte der Sektion liegen nach derzeitigem Stand in der kulturwissenschaftlichen Untersuchung folgender Bereiche:

    • diskursive, mediale und kulturelle Konstruktionen von Räumen als Räume für spezifische kulturelle Identitäten

    • wechselseitige Konstitutionen von Räumen und Kulturen, die durch den Einfluss von Macht geprägt sind

    • konstruierter und vorgefundener Raum als kulturelle Performanzfläche und die Möglichkeiten der Performanz von Raum

    • Strategien und Praktiken von Entgrenzungen und Grenzziehungen in den Bereichen Raum und Kultur

    • soziale und kulturelle Entwicklungen in marginalen, peripheren und liminalen Räumen

    • Raum als flexibler und kommunikativer Verhandlungsort von translokalen und transnationalen Identitäten.

Die theoretische und inhaltliche Reflektion der genannten Bereiche soll grundsätzlich nicht nur mit einer inter- und transdisziplinären Perspektive erfolgen, sondern auch eine inter- und transnationale Komponente beinhalten. Da wir Raum vor allem als zentralen Verhandlungsort von Kultur verstehen, erscheint uns neben der eigenständigen Arbeit in der Sektion Raum / Kultur auch die Interaktion und Kooperation mit anderen Sektionen inhaltlich und methodisch sinnvoll. Eine besondere Nähe erkennen wir dabei zu den Sektionen Material und Kultur, Kulturwissenschaftliche Ästhetik, Sprache und kommunikative Praktiken und Transkulturelle Lebenswelten.

Die thematischen Reflektionen der Sektion Raum / Kultur beruhen auf mehreren Grundprämissen. So wird der Topos Raum nicht in Opposition zur Kategorie Zeit gesehen, sondern beide werden als grundsätzlich verschränkt und sich gegenseitig beeinflussend betrachtet. Diese Betrachtung geschieht z.B. in der diachronen Untersuchung von kulturellen Raumkonstitutionen (z.B. des Einflusses von kulturellen Masternarratives in Prozessen der Gentrifizierung oder der urbanen Schrumpfung), in der Analyse von ungleichen und ungleichzeitigen Entwicklungen von Räumen (z.B. Globalisierungsprozesse), oder mit dem Bachtinschen Konzept des Chronotopos zur Beschreibung von historisch spezifischen Zeit-und-Raum-Beziehungen in kulturellen Praktiken (z.B. Literatur und Film). Darüber hinaus wird Raum stets sowohl als materieller und real lebensweltlich erfahrbarer als auch als repräsentierter und damit kulturell codierter Raum gedacht. Beide räumlichen Ebenen spielen nicht nur für kulturelle Konstitutionen von z.B. sozialen Gruppen, sondern auch für die Konstruktion und Etablierung von imaginiertem Raum wie z.B. spezifischen Stadtteilimages eine zentrale Rolle, und müssen in einer kulturwissenschaftlichen Raumkonzeption gemeinsam berücksichtigt werden. Damit ist auch die methodische Breite der Sektionsarbeit beschrieben, die sich von empirischen sozialwissenschaftlichen Erhebungen über raumkonstituierende Kulturpraktiken bis zur Analyse von raumbildenden Medien wie Stadtplanung, Architektur, Mode, Feste, Essen, Musik, Skulptur, Malerei, Photographie, Film, Literatur und nichtfiktionalen Texte erstreckt.

Diese Methoden, Prämissen und Grundkonstellationen der Sektion Raum / Kultur basieren immer auf kulturwissenschaftlichen Konzeptionen und Denkweisen von Raum die in Relation zu den verschiedenen Fachdisziplinen stehen. Wichtige anthropologische Raumkonzepte sind u.a. die Beschreibung und Analyse von Orten und Nicht-Orten (Augé), die Beschäftigung mit dem spezifischen Verhältnis von Raum und Zeit oder die Auseinandersetzung mit der Idee von Zwischenräumen. Die Soziologie etwa versteht den Raum u.a. als sozialen Handlungsraum im Sinne einer Bühne, während sich die Geschichtswissenschaft vor allem mit Orten und der an ihnen sich verdichtenden Geschichte im Sinne einer Topographie auseinandersetzt. Die Literatur- und Medienwissenschaften wiederum fokussieren auf die kulturelle Konstitution und Repräsentation von Räumen. Die Stärke der kulturwissenschaftlichen Perspektive ist es, diese unterschiedlichen Positionen zu beleuchten und in ihren Gemeinsamkeiten aber insbesondere in ihren Unterschieden zu analysieren. Der Titel Raum / Kultur verdeutlicht so gleichermaßen sowohl das Sujet der Sektion als auch seine Sichtweise.

Adressaten:

Neben der Ansprache von an Raumtheorie und Raumpraktiken interessierten WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen möchten wir insbesondere NachwuchswissenschaftlerInnen eine Plattform bieten, sich und ihre Forschungen transdisziplinär und statusübergreifend zu präsentieren. Dazu eignen sich insbesondere die Arbeitsformate Workshop oder Summerschool, die die regelmäßige Sektionsarbeit im Rahmen von Tagungen und Publikationen ergänzen und mit neuen Impulsen versehen.