Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive
2. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft
6. bis 8. Oktober 2016 | Universität Vechta
Organisation
Prof.in Dr.in Gabriele Dürbeck
Prof.in Dr.in Monika Albrecht
Prof.in Dr.in Christine Vogel
Programm "Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive" (Universität Vechta, 6.-8. Oktober 2016)
Donnerstag, 6. Oktober 2016
ab 12:30 | Anmeldung (Eingangsbereich des Q-Gebäudes) |
13:00 – 14:00 | 1. Treffen kulturwissenschaftlicher Netzaktivisten (Raum: Q 111) |
14:00 | Begrüßung und Eröffnung (Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Vorsitzende der KWG) (Raum: Q 015) |
14:30 – 16:15 |
Panels (4, 11, 14a)
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16:15 – 16:45 | Kaffeepause (Eingangsbereich des Q-Gebäudes) |
16:45 – 18:00 |
Panel 19 + Workshops der KWG-Sektionen (offen für alle Interessierten)
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19:00 |
Empfang im Rathaus Begrüßung durch Bürgermeister Helmut Gels Lesung von Migrationstexten: Siegfried Maschek (Theater Bremen), Klavier: Frederik Feindt |
Freitag, 7. Oktober 2016
09:00 – 10:45 |
Panels (2a, 3, 6, 12)
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10:45 – 11:15 | Kaffeepause (Eingangsbereich des Q-Gebäudes) |
11:15 – 13:00 |
Panels (1, 2b, 7, 13)
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13.00 – 14:00 | Mittagspause |
14:00 – 15:45 |
Panels (9, 14b, 15)
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15:45 – 16:15 | Kaffeepause (Eingangsbereich des Q-Gebäudes) |
16:15 – 17:30 |
Workshops der KWG-Sektionen (offen für alle Interessierten)
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17:45 – ca. 20:00 | Mitgliederversammlung (Raum: Q 015) |
Samstag, 8. Oktober 2016
09:00 – 10:45 |
Panels (5, 17)
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10:45 – 11:15 | Kaffeepause (Foyer vor der Großen Aula, A-Gebäude) |
11:15 – 12:45 |
Podiumsdiskussion „Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Migration und Europa“ (Raum: Große Aula):
Moderation: Christian Geulen (Universität Koblenz) und Christine Vogel (Universität Vechta) |
12:45 – 13.15 | Mittagssnack (Foyer vor der Großen Aula, A-Gebäude) |
13:15 – 14:45 |
Fortsetzung der Workshops der KWG-Sektionen und -Forschungsnetzwerke (offen für alle Interessierten)
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14:45 | Ende der Tagung |
Call for Panels: "Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive" (Universität Vechta, 6.-8. Oktober 2016)
Europa verändert sich auf bislang noch unabsehbare Weise. Die aktuelle Flüchtlingssituation stellt die Staatengemeinschaft nicht nur vor logistische und politische Herausforderungen, sondern bringt auch Veränderungen im gesellschaftlichen Gefüge mit sich. Inwieweit sich damit auch der kulturwissenschaftliche Blick auf Migration und Europa verändert und welchen Beitrag die Kulturwissenschaften bei der Bewältigung und kritischen Reflexion der gegenwärtigen kulturellen und sozialen Wandlungsprozesse leisten können, sind zentrale Fragen, denen sich die zweite Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft widmet.
Migrationsbewegungen stellen eine Konstante in der Menschheitsgeschichte dar, werden aber im gesellschaftlichen Diskurs in der Regel als Ausnahmeerscheinungen beschrieben und als krisenhafte Momente wahrgenommen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass in Politik und Medien noch immer eine Konzeption von Kulturen als weitgehend homogenen und abgeschlossenen Gemeinschaften dominiert; nationale und kulturelle Identitätsdiskurse überblenden dabei die immer auch vorhandenen transkulturellen Dynamiken und Prozesse der Hybridisierung. Unbestreitbar erfahren solche Prozesse und Dynamiken aber auch, wie gegenwärtig, Momente besonderer Beschleunigung, die dann zu einer Revision bestehender Identitätskonstrukte führen kann. Die Einwanderungsländer Europas verändern sich seit Jahrzehnten durch Prozesse von Binnenwanderung und aktuell durch Migrationsbewegungen etwa aus dem Mittleren und Nahen Osten, diversen Regionen Afrikas, und aus Afghanistan. Die Aufnahme, Anerkennung und Integration von Migranten und Migrantinnen bringen unterschiedliche kulturelle Deutungsmuster und einen Kampf um Deutungshoheit in der politischen und medialen Öffentlichkeit mit sich. Die Forderung nach einer Politik der offenen Grenzen steht der nach nationaler und territorialer Abschottung entgegen, wobei die Vorstellung der äußeren und inneren Grenzen Europas neu verhandelt wird: Die Idee vom ‚Haus Europa‘ konkurriert mit dem Bild der ‚Festung Europa‘.
In kulturwissenschaftlicher Hinsicht stellen sich angesichts dieser Entwicklungen viele Fragen: Wie entwirft sich Europa in Zukunft angesichts globaler Migrationsprozesse? Welche Werte und Ideale vertritt es? Was meint Europäisch-Sein, ohne in den alten Eurozentrismus oder gar in längst überwunden geglaubte Feindbilder und Abgrenzungsdiskurse zu verfallen? Inwiefern kann sich Europa als multikulturelle Gesellschaft verstehen und wie lässt sich der Bezug auf ein ‚kulturelles Erbe Europas‘ produktiv gestalten? Und nicht zuletzt: Lässt sich überhaupt von einer Diskurs- und Handlungseinheit Europa sprechen? Da die Kulturwissenschaften aufgrund ihrer transdisziplinären und transkulturellen Ausrichtung in besonderer Weise prädestiniert sind, eine ‚Übersetzung‘ wissenschaftlicher Konzepte und Ergebnisses aus der theoretisch-analytischen Sphäre in die ‚gesellschaftliche Handlungswelt‘ zu leisten, sind hier neuartige Antworten erwartbar.
Der Kongress wird die skizzierten Fragekomplexe in drei Schwerpunktfeldern diskutieren. Vorschläge für Panels (Dauer: 1 Std., 45 Min.; auch thematisch zusammenhängende Panel-Reihen sind möglich) oder Einzelvorträge (Dauer: max. 20 Min.) sollten sich einem der folgenden Schwerpunkte zuordnen:
1. Wertediskurs, Multikulturalismus
- Wie lässt sich die aktuelle Suche nach gemeinsamen Standards sowie die gegenseitige Anerkennung von kulturellen Unterschieden begründen und in historische Traditionen einbetten?
- Welche Rolle spielen Identitäts- und Alteritätsdiskurse im aktuellen Wandlungsprozess?
- In welchem Verhältnis steht Europa zu anderen Weltregionen und welche Konzeptionen von Identität und Differenz haben sich andernorts angesichts der Begegnung mit anderen herausgebildet?
- Greift das postkoloniale Konzept des Orientalismus und sein meist verschwiegenes Gegenstück, der Okzidentalismus, nach wie vor oder müssen sie für die gegenwärtige Situation neu überdacht werden?
- Müssen die Begriffe Eurozentrismus, Multikulturalismus und Kulturrelativismus durch die gegenwärtige Situation neu gedacht werden?
- Wie gehen die Kulturwissenschaften mit der Herausforderung kulturalistischer Xenophobie um?
- Welche Rolle spielt der europäische Kulturraum gemeinsamer Werte und Traditionen (antike Mythologie, Philosophie, Literatur) angesichts der globalen Migrationsprozesse?
2. Wanderung, Räume und Grenzen
- Wie lässt sich Migration in Verbindung zu raumtheoretischen Ansätzen von Grenzen, Transiträumen und Heterotopien setzen?
- Lässt sich nach wie vor von einem europäischen Zentrum und europäischen Peripherien sprechen?
- Greifen postkoloniale Konzepte des ‚dritten Raums’ und der Hybridität nach wie vor oder müssen für die gegenwärtige Situation neue Begriffe gefunden werden?
- Welchen Beitrag kann die Historische Migrationsforschung zur kulturwissenschaftlichen Analyse gegenwärtiger Herausforderungen leisten?
3. Kulturelle Narrative von Migration
- Wie wird die gegenwärtige Migrationserfahrung (im Vergleich zu früheren) in künstlerischen oder literarischen Werken bzw. im Medienvergleich verarbeitet?
- Welche Rolle spielen Migrationsdiskurse in den (digitalen) Massenmedien?
- Wie setzen (auto)biographische Migrationsgeschichten das Thema der Multikulturalität/Transkulturalität künstlerisch um, bzw. welche Rolle spielen Konzepte wie Gedächtnis, Erinnerung oder Trauma bei der künstlerischen Verarbeitung von Kulturkonflikten und Fremdheitserfahrungen?
- Wie lässt sich der Kulturkontakt als kreativer Prozess verstehen, z.B. durch den Import oder die Adaption literarischer Schreibweisen und/oder Artefakte?
- Wie stehen Migration und Sprache im Verhältnis zueinander (etwa Mehrsprachigkeit und Sprachkonflikte, aber auch dezidiert linguistische Untersuchungen politischer Rhetorik etc.)?
Informationen zur Bewerbung
Vorschläge für Panels (max. 500 Wörter zum Panelthema sowie jeweils max. 500 Wörter pro Vortrag, plus biobibliographische Angaben) und für Einzelvorträge (max. 500 Wörter, plus biobibliographische Angaben) werden bis zum 7. Februar 2016 erbeten an:
Info.KWG_Jahreskongress2016@uni-vechta.de